...
"Dies sind die Könige der innern Reiche:
Sie bauen viele Stufen in die Tiefe
Aus grauem Stein und funkelndem Nephrit,
Sie bauen tief und wollen immer nur das Gleiche:
Sich selbst zu finden als des Rades Speiche,
Die leise zitternd, so als ob sie riefe,
Sich abwärts neigend, in das Dunkle glitt -
Denn von des Rades äußerster Bewegung,
Die Welten schwingt mit rasender Gewalt,
Bis zu der Mitte unsichtbarer Regung
wächst wie ein Weg die innere Gestalt.
Dann blühen Städte auf in ihren Herzen
Und runden sich zu eines Ringes Kreis
Um helle Tempel, die wie schlanke Kerzen
Aufstreben zu der Sonne, still und weiß -
An Teichen dämmernd ringelt sich die Schlange
In roten Blüten, die sich regen leis
Nach einem süßen, unbekannten Klange -
Milchweiße Kühe weiden auf den Feldern,
An ihren Hörnern hängen goldne Sterne,
Und mit dem Ostwind her aus dunklen Wäldern
Ziehn Schwäne singend durch die blaue Ferne.
Sie sind die Wissenden der Dunkelheiten,
Die frühen Bahner auf dem Weg des Lichts,
Sie wachsen langsam über alle Zeiten
Und wachsen groß wie über Ewigkeiten
Wie Brauen eines dunkelnden Gesichts,
Das sie nicht sind, durch das sie langsam gleiten.
Und ganz behängt mit schimmernden Demanten
Geh'n diese Frauen, und aus den Gewanden,
Die schwer und rauschend niedergehn an ihren
Von hellen Nächten noch gelösten Gliedern,
Fällt es wie Klang von fernen Liedern
Und wie ein leiser Duft von warmen Tieren.
Und dunkel lächelnd tragen sie ihr Wissen,
Und tragen es wie kostbar roten Wein
In ihrer Träume schimmernde Gefäße
Gegossen, schwer von Gold - in ihrem Schein
Gleiten die Straßen aus den Finsternissen,
Und von des Lichtes Strahlen neu umrissen
Wird das Verworfne nun das Sinngemäße.
Denn aus des Urgrunds Tiefe wächst der Gott,
Der Drache, der mit tausend Mündern frißt,
Der zweigesichtig hell und dunkel starrt,
Der schwärzlich wie der Alte mit dem Bart
Und lieblich wie der Rose Atem ist -
In goldner Flamme eint sich Blau und Rot,
Doch Blau und Rot stirbt seinen eignen Tod.
Sie steigen tief, die ihre Seelen erben,
Sie steigen still durch Tier und Mensch und Gott,
Sich suchend selbst durch viele nackte Sterben,
Und folgen doch mit jedem ihrer Schritte
Der Sonnenspur, durch alle Wandlung dauernd.
So wachsen sie zu ihres Reiches Mitte
Nach ihres Wesens zwingender Gewalt
Und knieen stumm, im Innersten erschauernd,
Vor ihres Gottes wechselnder Gestalt.
*
Dichtung einer deutschen Frau, Name unbekannt
Sie bauen viele Stufen in die Tiefe
Aus grauem Stein und funkelndem Nephrit,
Sie bauen tief und wollen immer nur das Gleiche:
Sich selbst zu finden als des Rades Speiche,
Die leise zitternd, so als ob sie riefe,
Sich abwärts neigend, in das Dunkle glitt -
Denn von des Rades äußerster Bewegung,
Die Welten schwingt mit rasender Gewalt,
Bis zu der Mitte unsichtbarer Regung
wächst wie ein Weg die innere Gestalt.
Dann blühen Städte auf in ihren Herzen
Und runden sich zu eines Ringes Kreis
Um helle Tempel, die wie schlanke Kerzen
Aufstreben zu der Sonne, still und weiß -
An Teichen dämmernd ringelt sich die Schlange
In roten Blüten, die sich regen leis
Nach einem süßen, unbekannten Klange -
Milchweiße Kühe weiden auf den Feldern,
An ihren Hörnern hängen goldne Sterne,
Und mit dem Ostwind her aus dunklen Wäldern
Ziehn Schwäne singend durch die blaue Ferne.
Sie sind die Wissenden der Dunkelheiten,
Die frühen Bahner auf dem Weg des Lichts,
Sie wachsen langsam über alle Zeiten
Und wachsen groß wie über Ewigkeiten
Wie Brauen eines dunkelnden Gesichts,
Das sie nicht sind, durch das sie langsam gleiten.
Und ganz behängt mit schimmernden Demanten
Geh'n diese Frauen, und aus den Gewanden,
Die schwer und rauschend niedergehn an ihren
Von hellen Nächten noch gelösten Gliedern,
Fällt es wie Klang von fernen Liedern
Und wie ein leiser Duft von warmen Tieren.
Und dunkel lächelnd tragen sie ihr Wissen,
Und tragen es wie kostbar roten Wein
In ihrer Träume schimmernde Gefäße
Gegossen, schwer von Gold - in ihrem Schein
Gleiten die Straßen aus den Finsternissen,
Und von des Lichtes Strahlen neu umrissen
Wird das Verworfne nun das Sinngemäße.
Denn aus des Urgrunds Tiefe wächst der Gott,
Der Drache, der mit tausend Mündern frißt,
Der zweigesichtig hell und dunkel starrt,
Der schwärzlich wie der Alte mit dem Bart
Und lieblich wie der Rose Atem ist -
In goldner Flamme eint sich Blau und Rot,
Doch Blau und Rot stirbt seinen eignen Tod.
Sie steigen tief, die ihre Seelen erben,
Sie steigen still durch Tier und Mensch und Gott,
Sich suchend selbst durch viele nackte Sterben,
Und folgen doch mit jedem ihrer Schritte
Der Sonnenspur, durch alle Wandlung dauernd.
So wachsen sie zu ihres Reiches Mitte
Nach ihres Wesens zwingender Gewalt
Und knieen stumm, im Innersten erschauernd,
Vor ihres Gottes wechselnder Gestalt.
*
Dichtung einer deutschen Frau, Name unbekannt
thau - 13. Aug, 01:57
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